Die Behandlung von Nagelpilz mit äußerlichen Mitteln wie speziellen Nagellacken, Tinkturen, Cremes, verschiedenen Ölen oder Hausmitteln wie Essig bzw. Essigessenz ist allgemein bekannt. (Hier eine Übersicht über mögliche Behandlungsformen) Weniger verbreitet ist die Nagelpilz-Behandlung mit Tabletten. Sie ist in schwereren Verlaufsformen angezeigt, wenn der Nagelpilz sich in die Nagelwachstumszone, die so genannte Nagelwurzel ausgebreitet hat. In diesen Fällen ist eine lokale äußerliche Bekämpfung des Nagelpilzes in der Regel nicht ausreichend. Dann verschreibt der Haus- oder Hautarzt zusätzlich Tabletten, um den Nagelpilz zusätzlich von innen heraus zu bekämpfen.
Wie wirken Nagelpilz-Tabletten?
Nagelpilz-Tabletten enthalten fungizide, also pilzabtötende Wirkstoffe wie beispielsweise Ciclopirox. Sie hemmen pilzeigene Wachstumsenzyme. Damit wird die Ausbreitung von Pilzen und Sporen unterbunden. Breitband-Antimyotika wie Terbinafin, Fluconazol oder Itraconazol wirken nicht nur gegen eine Pilzart, sondern gegen mehrere verschiedene.
Bei einer Behandlung von Nagelpilz durch orale Tabletteneinnahme gelangt der Wirkstoff zunächst in den Magen-Darm-Trakt. Über die Schleimhäute wird der Wirkstoff in den Blutkreislauf aufgenommen und dort weitertransportiert. Der antimyotische Wirkstoff greift in den Zellstoffwechsel des Pilzes ein und stoppt so seine weitere Ausbreitung.
Wann Nagelpilz-Tabletten verwenden?
Da bei Nagelpilz-Tabletten stärkere Nebenwirkungen möglich sind als bei der Anwendung lokaler äußerlicher Mittel, sollte ein Nagelpilz gleich bei den ersten Anzeichen behandelt werden. So kann in vielen Fällen die Notwendigkeit zur Gabe von Tabletten verhindert werden.
Schwere Verlaufsformen erkennen
Wenn der Pilz einen Nagel befällt, wandert er meist von den Rändern ins Nagelinnere, auch unter der Nagelplatte. Eine gute schematisierte Darstellung findet sich hier. Sofern der Pilz nicht konsequent behandelt wird, vernichtet er nach und nach den gesamten Nagel. Bei leichten und mittleren Fällen ist die Nagelwurzel noch nicht betroffen. Dann kann der Nagelpilz meist erfolgreich rein äußerlich behandelt werden. Die Nagelwurzel ist ohne Weiteres auch für den Laien leicht erkennbar. Es handelt sich hierbei um den weißen Halbmond am unteren Ende des Nagels. Ist der Nagelpilz so weit vorgedrungen, handelt es sich um eine schwere Form des Nagelpilzes, deren Behandlung in einer systemischen Therapie mit Nagelpilz-Tabletten unterstützt werden sollte. Eine Nagelpilz-Behandlung mit Tabletten ist auch dann angezeigt, wenn mehr als die Hälfte oder zwei Drittel der Nagelplatte bzw. mehr als drei Finger oder Zehen gleichzeitig vom Pilz befallen sind.
Systemische Therapie für Kinder ungeeignet
Bei Kindern werden Nagelpilz-Tabletten eher selten eingesetzt. Zum einen sollen gerade bei Kindern die möglichen Nebenwirkungen vermieden werden, zum zweiten wächst ein Kindernagel schneller – lokale Behandlungen zeigen damit eher Ergebnisse als bei Erwachsenen.
Anwendung von Nagelpilz-Tabletten
Nagelpilz-Tabletten sind nicht zur Eigenbehandlung geeignet. Da es zu Wechsel- und Nebenwirkungen kommen kann, sind sie rezept- und apothekenpflichtig. Sie sollten nur nach Verschreibung und gemäß den Anweisungen des behandelnden Arztes eingenommen werden.
Dauer der Anwendung
Wie jede Nagelpilz-Behandlung ist auch die Bekämpfung mit Tabletten eine langwierige Angelegenheit. Die Tabletten sollten über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten eingenommen werden. Die Behandlung eines befallenen Fingernagels ist üblicherweise zügiger abgeschlossen als die Behandlung von Zehennägeln, da Fingernägel schneller wachsen als Fußnägel. Die Tabletten-Behandlung sollte keinesfalls zu früh und ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgebrochen werden. Auch wenn sich das Krankheitsbild verbessert hat, sind möglicherweise noch nicht alle Pilze und Sporen abgetötet. Wird die Behandlung zu früh beendet, besteht die Gefahr einer Reinfektion.
Unterstützende äußerliche Therapie
Während der Tabletten-Behandlung sollte der Nagel weiterhin unterstützend von außen behandelt werden. Der Hautarzt wird hierfür einen geeigneten Nagellack oder eine Creme verschreiben. Mit einer Kombinationstherapie steigen die Chancen auf eine schnellere Heilung; die Tabletten können dann früher wieder abgesetzt werden.
Fußpilz unbedingt zeitgleich bekämpfen
Patienten, die zusätzlich zum Nagelpilz auch unter Fußpilz leiden, sollten den Fußpilz unbedingt zeitgleich behandeln. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Mikroorganismen wieder von den Zehenzwischenräumen auf den Nagel übergreifen.
Wechsel- und Nebenwirkungen
Folgende unerwünschte Nebenwirkungen können bei der Behandlung mit Nagelpilz-Tabletten auftreten:
- Hautausschläge
- Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Gelenk- und Muskelbeschwerden
- Beeinträchtigungen von Geruchs- und Geschmackssinn
- Schwindel
- Schädigungen der Leber
Die Häufigkeit der möglichen Nebenwirkungen ist noch nicht eindeutig durch Studien belegt. Insgesamt vertragen die meisten Menschen die Tabletten zur Pilzbehandlung offenbar gut, da es selten zu Therapieabbrüchen aufgrund von starken Nebenwirkungen kommt.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von antimyotischen Tabletten und anderen Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen kommen. Besonders die Wirkung von Antidepressiva, bestimmten Schlafmitteln und cholesterinsenkenden sowie Herz- und Blutdruckmedikamenten kann unter der Tablettenbehandlung von Nagelpilz verändert werden. Säurehemmer verhindern teilweise die Aufnahme des antimyotischen Wirkstoffs der Nagelpilz-Tabletten. Für Menschen mit Herzschwäche, Leberkranke, Schwangere und Stillende sind die Präparate nicht geeignet.
Erfolgschancen der Nagelpilz-Behandlung mit Tabletten
Studien haben gezeigt, dass die Behandlung von Nagelpilz mittels Tabletten im Allgemeinen zu besseren und schnelleren Erfolgen führt als die äußerliche Therapie. Nicht alle Patienten sprechen jedoch auf antimyotische Tabletten an: Etwa zwischen 40 und 70 Prozent der Patienten profitieren von der Wirksamkeit der Tabletten. Damit liegt die Heilungschance deutlich schlechter als beispielsweise bei Antibiotika, auf die etwa 90 Prozent der Patienten ansprechen.